Donnerstag, 28. März 2024

Nur falsche „Fair“sprechen?

Nachhaltigkeit ist der Trend überhaupt und fantastisch für das Image. In allen Bereichen und Unternehmen rühmen sich Unternehmen, besonders nachhaltig zu sein: Bei einem Hersteller ist die Flasche des Spülmittels aus recyceltem Plastik, eine andere Firma pflanzt für jeden verkauften Artikel einen Baum und wieder andere nutzen erneuerbare Energiequellen für ihre Produktion. Kennen Sie noch die Werbung einer Brauerei, die verspricht, für jeden verkauften Kasten Bier einen Quadratmeter Regenwald zu retten? Da gönnt man sich doch gern noch eine Flasche extra – für das Klima!

Wir steuern sehenden Auges auf eine Klimakrise zu und immer wieder heißt es, es sei fünf vor Zwölf und damit höchste Zeit, dass Unternehmen ihr grünes Gewissen entdecken. Doch wie nachhaltig agieren sie wirklich? Woher stammt das Material, aus dem recycelte Produkte entstehen? So geriet etwa Nike unter Verdacht, brandneue Turnschuhe zu schreddern, um Lagerkosten zu sparen und daraus neue recycelte Sneaker herzustellen. Die Schuhe werden dann teuer verkauft, weil sich die Kunden freuen, dass sie nachhaltig konsumieren und dafür gern etwas mehr ausgeben. Dieses Vorgehen ist ein mustergültiges Beispiel für Greenwashing. Ein grünes Label, ein netter Slogan und scheinbar alle sind zufrieden – auf Kosten der Umwelt.

Weiter Weg zur nachhaltigen Hotellerie

Allerdings sollten wir nicht nur mit dem Finger auf andere Branchen zeigen. Auch die Hotellerie und der Tourismus sind keine Klima-Heiligen. „Rund fünf Prozent aller klimaschädlichen Emissionen weltweit entstehen allein durch den Tourismus, das sind mehr als eine Milliarde Tonnen. Davon entfallen 40 Prozent auf Flugreisen, 32 Prozent auf den Autoverkehr und 21 Prozent auf die Unterkünfte“, resümierte das Umweltbundesamt (UBA) für das Jahr 2018. Gleichzeitig werben viele Hotels mit ihrer Lage in naturbelassenen Umgebungen. Doch wie lange kann die Natur noch als Verkaufsargument herhalten, wenn wir sie so rasant zerstören?

Im Vergleich mit anderen Nutzungsarten sind Hotelimmobilien nicht besonders nachhaltig. Annabelle von Reutern, Head of Business Development Concular, sieht den Grund dafür in den verhältnismäßig kurzen Renovierungszyklen von Hotels: „Nach sieben bis zehn Jahren ist das Design nicht mehr modisch genug? Das ist doch ein Unding, nach so kurzer Zeit unzählige Zimmer herauszureißen.“ Darüber hinaus ist auch der Betrieb von Hotels oftmals nicht ressourcenschonend: Beheizte Schwimmbäder, Saunen oder eine durchgehend warme Küche verbrauchen reichlich Energie. Bei der Technik bieten Hotels viel Potenzial in Sachen Nachhaltigkeit. Außerdem helfen zum Beispiel auch eine regionale Speisekarte oder andere Stellschrauben, die keine hohen Investitionskosten mit sich bringen, dabei, nachhaltiger zu werden. Einige Häuser bieten ihren Gästen die Gelegenheit, etwa auf die tägliche Zimmerreinigung oder den Wechsel der Handtücher zu verzichten.

Mit kleinen und großen Anpassungen ist nachhaltige Hotellerie möglich – ganz ohne Greenwashing. Das beweist unser Sonderheft anhand von zahlreichen Beispielen aus der DACH-Region, Interviews mit Experten, neuen Technologien und innovativen Produkten. Werfen Sie einen Blick in die Leseprobe oder bestellen Sie „hotelbau Nachhaltigkeit“. (Abonnenten erhalten die Sonderausgabe kostenlos im Rahmen Ihres Abos.)

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