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November/Dezember 2016
Bars, Restaurants, Kiosks etc. fehlen, ist er „gezwungen“, die
Angebote der Stadt intensiver zu nutzen.
Stadt echt erleben
Das Konzept „Grätzlhotel“ ist das Ergebnis einer Kooperation
von Fachleuten aus Hotellerie, Architektur und Marketing, die
anfangs unabhängig voneinander an einer ähnlichen Hotelidee
gearbeitet hatten und sich, als sie voneinander gehört hatten,
zusammenschlossen. Die Idee für das neue Produkt fußt auf
folgenden Überzeugungen: Der internationale Markt ist gesät-
tigt mit traditionellen Beherbergungsformen und der Gast sucht
bei Städtetrips eine individuelle Erfahrung, die ihm alltagsnahe
Einblicke in das Leben vor Ort ermöglicht. Nicht zuletzt diese
Trends sind es, denen nach Ansicht der Grätzlhotel-Macher
Airbnb, Fewo & Co. ihren Zuspruch verdanken. Das Grätzlhotel
soll diese Ansprüche bedienen, sie aber mit professionellen
Services verquicken. Der ostösterreichische Begriff „Grätzl“ be-
deutet dabei so viel wie Teil eines Wohn- oder Stadtviertels.
Laut der Grätzlhotel-Gründer zeigt sich Wien in diesen Grätzln
von seiner ursprünglichsten Seite. Genau die sollen die Gäste
erleben.
Leerstände füllen
„Wir sind vor sechs Jahrenwährend unseresArchitekturstudiums
auf diese Idee gekommen. Im Rahmen eines Projekts wurden
wir auf die vielen Leerstände in der Stadt aufmerksam – gerade
im Bereich alter Ladenlokale in Nebenstraßen – und suchten
nach Konzepten, wie man den Leerstand neu bespielen und die
Stadtviertel wieder beleben könnte. Nachdem ich aus einer
Hoteliersfamilie komme, lag der Gedanke nah, es mit einem
Hotelzimmer zu versuchen“, blickt Theresia Kohlmayr zurück.
Mit ihren Studienkollegen Johannes Lutter und Christian Knapp
gründete sie 2010 Kohlmayr Lutter Knapp – ein „Büro für sys-
temisches Design“ und 2011 die Urbanauts GmbH. Hinter
Urbanauts stand die Vision der Streetlofts in Ex-Ladenlokalen,
die den Individualtourismus bereichern sollten. „Wir eröffneten
2012 im Wiener Karolinenviertel einen Prototyp für eine Junior
Suite: die ‚Schneiderin‘ in einer ehemaligen Ballroben-
Schneiderei. Wir entwickelten das Konzept weiter und eröffne-
ten im selben Viertel vier weitere Suiten. Die fünf bilden heute
unser Grätzlhotel Belvedere.“
Zum Grätzlhotel wurden die Streetlofts aber erst, als Urbanauts
auf die Grätzl Betriebs GmbH stieß. Hinter Letzterer standen
Prof. Stephan Gerhard, Gründer der Treugast Solutions Group,
Markus Kaplan, Partner bei BWM Architekten, Clemens
Kopetzky, geschäftsführender Gesellschafter der Art: Phalanx
Kunst und Kommunikationsagentur GmbH, sowie Fanny Holzer-
Luschnig, die als General Manager zuletzt das 25hours Hotel
Wien beim Museumsquartier positioniert hatte. „Die vier hat-
ten parallel zu uns mit sieben Einheiten am Karmelitermarkt
dasselbe Konzept entwickelt, aber noch nicht umgesetzt. Im
November 2015 fusionierten wir zur Urbanauts Hospitality
GmbH, denn wir waren damals mit unseren Streetlofts an dem
Punkt angekommen, an dem wir merkten, wie wichtig nun pro-
fessionelles Know-how aus Hotellerie und Tourismus wäre“,
berichtet Kohlmayr. Einen Monat später, nachdem die neuen
www.hotel
bau
.de
Umbau
Bild: M. Nguyen/Grätzlhotel (4)
Nach dem Prototyp entwickelten die Architekten Kohlmayr
Lutter Knapp ihre Streetlofts unter der Marke Urbanauts
weiter. In räumlicher Nähe entstanden „Der Künstler“ (Bild 1)
und gleich nebenan „Der Galerist“ (Bild 2). Früher waren hier
Künstlerateliers untergebracht. Bild 3 zeigt das Bad im
„Galerist“.
U R B A N A U T S H O S P I T A L I T Y G R O U P
Die Urbanauts Hospitality Group, Betreibergesellschaft des Grätzlhotels, wurde im November 2015 gegründet. Geschäftsführende
Gesellschafterinnen sind Fanny Holzer-Luschnig und Theresia Kohlmayr. Clemens Kopetzky (Art: Phalanx), Markus Kaplan (BWM Architekten),
Jonathan Lutter und Christian Knapp (beide Kohlmayr Lutter Knapp Architekten) und Prof. Stephan Gerhard (Treugast Solutions Group –
Horwath HTL) sind die weiteren Gesellschafter. Die Urbanauts Hospitality Group befindet sich zu gleichen Teilen im Besitz der Grätzl Betriebs
GmbH und der Urbanauts GmbH.
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